Es ist vollbracht. Nach einem fieberhaft erwarteten Gespräch mit der Vizerektorin der pädagogischen Hochschule konnte ich es kaum glauben: Die letzten zwei Semester, die ich in Brasilien verbracht hatte, werden mir völlig angerechnet werden. Einzig einige noch nicht eingetragene Noten aus den vorherigen Semestern sind noch einzutragen und die (bereits fertige) Bachelor-Arbeit abzugeben, dann werde ich mich im Februar offiziell Volkschullehrer nennen dürfen. Bis dahin bin ich zwar noch offiziell gemeldet, habe aber keine verpflichtenden Lehrveranstaltungen an der PH mehr zu besuchen. Dies bedeutet, dass ich ab sofort frei bin, mir ohne Rücksicht auf verzwackte Stundenpläne oder Anrechenbarkeiten Arbeit zu suchen, die mich und die Menschen, mit denen ich arbeite, persönlich weiterbringt.
Unlängst schrieb ich hier darüber, dass Systeme an sich gar nicht existieren, sondern nur die Abstraktion des Verhaltens vieler darstellen, und dass es, um Systeme zu verändern, reichen mag, den Mensch innerhalb eines Systems zu erreichen, um viel zu bewirken. Ich weiss nicht, wie es mir gelungen ist, aber es sieht so aus, als hätte der damalige Beitrag fast prophetische Züge gehabt. Rein objektiv wäre es ebenso möglich gewesen, mir noch ein vollständiges weiteres Semester aufzudrücken, etwas, was mich auch finanziell aufgrund der oft arbeitstechnisch unpraktischen Stundenpläne an der PH in so einige Schwierigkeiten hätte bringen können. Sie wollte mir keine Steine in den Weg legen, meinte die Vizerektorin sinngemäss, nach allem, was ich mir da selbstständig organisiert und aufgebaut hatte. Innovation und Initiative sei zu belohnen.
Es war unerwartet für mich, und ich werde wohl eine Zeit brauchen, die vielen Möglichkeiten, die mir nun plötzlich offenstehen, etwas zu ordnen. Aber auf jeden Fall fühle ich mich bestätigt in meinem eingeschlagenen Weg, wenn er selbst von einer sonst eher als bürokratisch bekannten Institution wie die pädagogische Hochschule offenbar für unterstützenswert befunden wird. Ein weiterer, grosser Meilenstein ist in greifbare Nähe gerückt, ein weiteres Stück meines Traumes wird zu Realität.
Leider wird es hier unmöglich sein, all die kleinen und grossen Beiträge der vielen Menschen anzuführen, die diesen Weg, oft unbewusst, überhaupt erst ermöglicht haben, aber fühlt euch auf jeden Fall liebevoll umarmt von einem zwar von der Aufregung müden, aber auch sehr dankbaren Menschen. Es ist auch euer Triumph. Ein Triumph der Menschlichkeit über ein angeblich unerbittliches System, das sich als gar nicht so unüberwindbar, gar nicht so alternativlos herausstellt, sobald wir es nicht mehr bekämpfen wollen und dabei ohnehin nur ins Leere schlagen, weil es gar nicht existiert, sondern anfangen, auf die Menschen in diesen angeblichen Systemen zuzugehen. Selbst, sollten so manche unserer Träume an der Wirklichkeit zugrunde gehen:
Ein jedes Zugehen auf einen Menschen ist für sich schon ein Triumph der Menschlichkeit.
Niklas
P.S.: Falls jemand von euch einen Tipp für mich hat, wo sich eine zu meinen Idealen und Bildungsvorstellungen passende Arbeitsstelle auftun könnte, wäre es sehr nett von euch, wenn ihr mir hier einen entsprechenden Kommentar oder eine Email (bunterrichten@gmail.com)