Die Zukunft von Bunterrichten

(Letztes Update von Niklas Baumgärtler am 26.5.2021)

Denjenigen die meine Blogs öfter gelesen haben wird aufgefallen sein, dass ich nun bereits seit Monaten nichts mehr veröffentlicht habe. Das hatte einerseits mit einer mehrwöchigen Interrail-Reise im Sommer zu tun bei der der Laptop zuhause blieb, andererseits aber auch mit einem Gedanken, der die letzten Monate immer mehr Formen annimmt. Ursprünglich war es mein Plan, erst mit dem Endergebnis dieses Gedankens an die Öffentlichkeit zu treten – deshalb auch die längere Unterbrechung der Veröffentlichungen. Mittlerweile ist mir jedoch klar geworden, dass es a) wohl noch einige Wochen bis Monate dauern wird bis ich soweit bin und b) eigentlich schlauer ist, euch alle in mein Vorhaben einzubeziehen. Immerhin habt ihr – wenn alles gut geht – auch einen wichtigen Anteil an meinem Vorhaben.

Diejenigen die mich besser kennen wissen, dass ich seit mittlerweile gut 2,5 Jahren eine Frau liebe, die ursprünglich etwa 1000km von mir entfernt wohnte und mittlerweile nur noch ca. 400km, was bei gutem Verkehr eine 4-stündige Fahrt in eine Richtung alleine nach sich zieht. Sich da spontan und nach Lust und Laune zu sehen ist nur selten möglich. Da wir beide uns in unserer jeweiligen größeren Wohnumgebung trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund unserer längeren Auslandsaufenthalte verwurzelt fühlen, ist ein Zueinander-Ziehen und an einem bestimmten Ort ein gemeinsames Leben aufzubauen auch keine vollends befriedigende Lösung. Würde beispielsweise ich zu ihr ziehen, würde ich zwar sie regelmäßig sehen können, hätte dadurch das Problem jedoch nur auf meine Beziehung mit Familienmitgliedern und Freunden hier verlagert.

Irgendwann vor einigen Monaten wachte ich dann morgens auf und hatte das tatsächliche Problem erkannt. Ursprünglich dachte ich, es läge an der Distanz selbst, aber das war eine Illusion gewesen. Das tatsächliche Problem war in meinem Arbeitsverhältnis zu finden, obwohl es eines der besten ist in dem ich je gearbeitet habe: die Bezahlung ist in Ordnung, ich habe (fast) jeden Freitag frei, (fast) Schulferienzeiten, ich befinde mich in einer Leitungsposition die mir sehr entspricht und in der ich fast alles was ich für richtig halte auch tatsächlich entscheiden kann – und zwischen mir und meiner Vorgesetzten herrscht beidseitiger großer Respekt. Es ist zugegebenermaßen eine Art Jammern auf hohem Niveau, wie man hier in Österreich gerne sagt. Und doch habe ich nach langem Nachsinnen drei Problematiken identifiziert, die ich innerhalb dieses Arbeitsverhältnisses nicht lösen kann:

  • Meine Arbeit ist ortsabhängig.
  • Ich werde nach Stunden bezahlt
  • Mein Aufgabenbereich entspricht nur zum Teil dem was ich am besten kann

Das Problem der Ortsabhängigkeit der Arbeit

Ich kann zu einer bestimmten Zeit jeweils nur an einem bestimmten Ort sein. Befinde ich mich in einem Arbeitsverhältnis, in dem ich jeweils zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten sein muss, so werden Wegstrecken und vor allem Wegzeiten relevant. Wenn ich einen Monat in Kiel bleiben werde, sind mir die 1000km Strecke dorthin relativ egal. Wenn ich aber weiß, dass ich frühestens Donnerstagsabend wegfahren kann und Montag früh wieder hier sein muss, dann sind 1000km Wegstrecke (oder auch nur 400km) ein massives Problem.

Die Lösung dafür ist, zumindest einen Teil meiner Arbeit ortsunabhängig erledigen oder anders gruppieren zu können. Wenn ich die gleiche Arbeitszeit wie jetzt anstatt in wöchentlichen Blöcken von Mo-Do anders gruppieren könnte (etwa mehrere Wochen durchgehend, dafür dann mehrere Tage hintereinander frei). Dies ist derzeit (wie in den meisten Arbeitsverhältnissen) nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.

Das Problem der Bezahlung nach Stunden

Da aus meiner persönlichen Sicht der größte Wert den ich in meiner Arbeit bringe eine Art Klarheit bzw. Erkenntnisgewinn ist, der soziale Strukturen und den Umgang ihrer Akteure miteinander „entschlackt“, kommt es rasch vor, dass ich zwar zu Beginn meiner Arbeit tatsächlich eine gewisse Stundenanzahl brauche, mit der Zeit jedoch (aufgrund der umgesetzten sinnvollen Veränderungen) immer weniger Energie und Zeit einsetzen muss. Was in der Vergangenheit schon zu so skurrilen Situationen geführt hat, dass ich zu ehrlich war mehr Stunden zu schreiben als ich tatsächlich gebraucht hatte, und dann mehrere Hundert Euro zurückzahlen musste, weil ich ja zu wenig gearbeitet hätte – obwohl das Ergebnis meiner Arbeit das derjenigen die „mehr“ gearbeitet hatten bei weitem übertraf.

Ähnlich wie ich es für ein Stück weit absurd halte es für wichtiger zu befinden dass ein Schüler eine bestimmte Zeit lang lernt als dass er nachweislich etwas gelernt hat, entspricht mir die Bezahlung nach Stunden schlicht nicht. Ich arbeite auf Ergebnisse hin, nicht darauf nachweisen zu können, dass ich dafür so und so viele Stunden gebraucht habe. Für mich ist es positiv, wenn ich diese Lösung in einer Stunde statt in zehn gefunden habe. Werde ich nach Stunden bezahlt, ist es jedoch strukturell betrachtet für mich eher ein Nachteil, effizienter zu sein.

Eine weitere Problematik in der Bezahlung nach Stunden liegt für mich auch darin, dass ich den Großteil meiner wirklich produktiven Erkenntnisse nicht (nur) dann habe, wenn ich arbeite. Die notwendige Klarheit für funktionierende Lösungen kommt teilweise beim Spazieren, in Gesprächen mit Freunden und Bekannten, teilweise natürlich auch in der Arbeit selbst. Ich kann schlecht alles das als Arbeitszeit schreiben, weil ich ja nicht jeweils kontinuierlich herumlaufe und mich an einem Problem „abmühe“ (wiederum die Perspektive Arbeit=Bemühen anstatt Arbeit=Prozess um Ergebnis zu erreichen).

Die Lösung liegt für mich daher auf der Hand: ich brauche mittelfristig eine Form der Arbeit, die eben nicht nach Stunden bezahlt wird, sondern nach Ergebnissen.

Das Problem der Entsprechung zwischen Fähigkeiten und Aufgabenbereich

Den Großteil der letzten mittlerweile fast zehn Jahre verbrachte ich damit, Lehrer werden zu wollen. Die Ausbildung zum Volksschullehrer wählte ich eigentlich nur deswegen, weil ich davon ausging, als Klassenlehrer größere Entscheidungsspielräume in der Gestaltung der Lernumgebungen zu haben als etwa als Fachlehrer in der NMS oder Oberstufe. Ich fing an über meine Erfahrungen zu schreiben, anfangs zu verschiedensten Themen, später in Trennung von pädagogischeren Themen (Bunterrichten) und dem Rest (Barfuss-Geschichten). Bis ich tatsächlich an Schulen arbeitete, dachte ich, ich würde für Schulen schreiben. Nach einigen schmerzvollen Erfahrungen musste ich feststellen, dass Lehrer, Direktoren usw. meist gar nicht den Gestaltungsspielraum vorfinden, die Erkenntnisse über die ich geschrieben habe anzuwenden, weil sie Teil eines viel zu großen Systems sind, das Veränderung (auch wenn sie sinnvoll sein mag) aufgrund seiner Größe fast unmöglich macht. Jeder hat vor irgendjemandem in der Hierarchie über einem Angst und traut sich nur wenig, und seltsamerweise sind diejenigen ganz an der Spitze wiederum so weit von der Basis entfernt, dass auch diese wieder vor jener Angst haben.

Sich zu trauen etwas anders zu denken, darüber zu sprechen oder sogar etwas Neues auszuprobieren braucht entweder eine gehörige Portion Mut oder/und Ignoranz bezüglich möglicher Verwicklungen, und mit beidem war und bin ich glücklicherweise gesegnet. Vielleicht passt das entgegen monoton wiederholten Forderungen nach mehr Innovation und „Schulen im Aufbruch“ etc. nicht unbedingt in unser Schulsystem, beim dritten Mal gegen eine Wand rennen habe ich das dann auch verstanden, danke. Doch durch all den Schmerz der mit so einem Prozess verbunden ist habe ich glücklicherweise auch einige sehr wertvolle Erkenntnisse gewonnen.

Einer der wertvollsten: Was ich mache, funktioniert tatsächlich. Immer wieder, egal wo ich es mache. Was ich mache, ist jedoch nicht die Arbeit eines VS-Lehrers, eines NMS-Lehrers oder eines sonstigen definierten Lehrers, der ein vorgegebenes Stoffgebiet den Unwissenden möglichst nachhaltig beibringt. Stattdessen baue ich Strukturen, die Entwicklung anregen oder zumindest nicht im Wege stehen, und greife selbst nur dort ein, wo es notwendig scheint. Mir ging es nie um bestimmte Stoffgebiete (auch wenn die als Nebeneffekt meist sehr effektiv erlernt wurden), sondern darum, Rätsel zu lösen, die ich in sozialen Strukturen entdecke. Deswegen fühle ich mich gerade als Standort-Leiter der Einrichtung für die ich arbeite so wohl – ich kann Strukturen, die keinen Sinn ergeben, tatsächlich beeinflussen, und bin ihnen nicht machtlos ausgeliefert. Da ich nun zum ersten Mal auch andere Erwachsene führe und nicht nur Kinder/Jugendliche, kann ich mit gewisser Gewissheit sagen, dass das was ich mache auch mit Erwachsenen zu funktionieren scheint – und für mich fast noch interessanter ist als es mit Kindern/Jugendlichen zu machen.

Es gibt als Lehrer zahlreiche Aufgabengebiete, die mir schlicht nicht sonderlich entsprechen, weil sie mich zum größten Teil langweilen und für meine Arbeit keinen Mehrwert ergeben: Vorbereitungen nach bestimmten vorgegebenen Strukturen schreiben etwa, oder bestimmte vorgegebenen Arbeitsabläufe nützen zu müssen, die weder mir noch den Schülern entsprechen. Inhalte vermitteln, die bevor man davon sprach niemanden interessierten. Es gibt Lehrer, die können etwa das Thema Herbstblätter unglaublich spannend und kindgerecht aufbereiten – da kann ich schon insofern nicht mithalten, weil es mich im Grunde auch gar nicht so interessiert, so etwas zu machen. In meiner jetzigen Rolle, die wohl umgelegt auf eine Schule in etwa der eines Schulleiters entspricht, gibt es ebenso einige Aufgaben, die ich zwar erledige weil sie zu meinem Aufgabenbereich gehören, die jedoch jemand anderer wohl bei weitem effizienter und auch qualitativ hochwertiger erledigen könnte.

Was meine Arbeit idealerweise sein sollte

Und dann, vor einigen Wochen, ist mir zum ersten Mal sehr klar bewusst geworden, dass ich über die letzten Jahre mehr oder weniger ungeplant eine Fähigkeit entwickelt habe, die in dieser Ausprägung sehr selten und damit auch wertvoll ist: ich finde die Hebel in sozialen Systemen. Ich bin wahrscheinlich nicht der beste darin, etwa ein bestimmtes Stoffgebiet in Deutsch so aufzubereiten, dass mein Vortrag oder meine Einheit 10/10 Punkten bekommen würde, aber ich bin ziemlich gut darin rauszufinden, ob so eine Einheit von mir der effizienteste Weg für die Schüler ist die Entwicklung durchzumachen, die das erklärte Ziel der Einheit sein hätte sollen bzw. wie ein soziales System gestaltet werden könnte, das die Entwicklung der Schüler noch viel reichhaltiger fördert.

Ursprünglich wurde mir dann klar, dass der Großteil meiner Erfahrungen im Finden dieser „Hebel“ im Grunde auf alle sozialen Systeme anwendbar ist, was mich dann rasch auf den Begriff „Unternehmensberater“ brachte. Aber abgesehen davon dass ich kein großer Fan von Anzügen bin – die dabei offenbar ein Muss darstellen – geht die Fähigkeit um die es mir geht über das Feld der Unternehmen weit hinaus. Wiederum: ich habe zu wenige Vorerfahrungen im Wirtschaftsleben um etwa eine Unternehmensfusionierung sinnvoll anleiten zu können. Aber ich finde die Hebel. Sei es in meiner aktuellen Arbeit, sei es in all den Arbeitsstellen in denen ich bisher war, in Gesprächen mit Freunden und Bekannten bezüglich derer Arbeit, Familiensituationen, Beziehungsleben. Diese Hebel und ihre Konsequenzen klar zu sehen ist nicht immer so erwünscht, wie sich manche Menschen gerne schönreden, denn wer ein soziales System klar sehen kann, sieht auch klar seine Verantwortung und Möglichkeiten darin. Weshalb ich auch niemandem die Verantwortung nehme, die Hebel die ich als Möglichkeit sichtbar mache auch selbst zu betätigen oder eben nicht.

Eine mögliche Lösung der drei Problemstellungen

Seit einiger Zeit arbeite ich nun also (in immer tiefer werdender Klarheit) auf eine Lösung meiner drei oben angeführten Problemstellungen hin, und es wird immer offensichtlicher für mich, dass ich mich selbstständig machen werde. Mit ein Grund, warum ich in letzter Zeit so wenig veröffentlicht habe, war das Bedürfnis sicherzugehen, dass es klappen wird, bevor ich losstarte – was gewisser Weise ein etwas dämlicher Gedanke war, weil man das natürlich nie ganz wissen kann. Aber was tut man nicht alles, um sich davon abzuhalten, etwas zu tun, wovor man sich fürchtet?

Darüber hier und jetzt zu schreiben, obwohl das Projekt noch lange nicht fertig ist, ist mein Hebel im System meines eigenen Kopfes. Wenn ich darüber schreibe, und „Veröffentlichen“ klicke, wird es real, bekommt es ein gewisses Eigenleben.

Ursprünglich hatte ich aufgrund eines Kontaktes darauf gehofft, meine ersten Kunden gleich mit dem Start fix zu haben, das hat nun leider (aus Gründen, die nichts mit mir zu tun haben) nicht geklappt, weshalb ich auf die noch viel einfachere Lösung zurückgreifen werde, einfach die Menschen zu kontaktieren, die mich ohnehin kennen und schätzen was ich tue – und diese um Hilfe zu bitten.

Nachdem ich Hunderte von Artikeln darüber gelesen hatte wie man Kunden gewinnt und hält und all das ist mir irgendwann klar geworden, dass ich mir durch das Lesen dieser ganzen Tipps wie man Menschen dazu bringt die eigene Leistung in Anspruch zu nehmen und zu schätzen und all das eine Art künstliche Trennwand zwischen den Bedürfnissen potentieller Kunden und meiner eigenen geschaffen zu haben, die mit allerlei Überredungskunst zu überwinden sei. Dabei ist der Sachverhalt eigentlich ein sehr einfacher: ich beschäftige mich seit 10+ Jahren  mit sozialen Systemen und ihre Gestaltung, und bin mittlerweile so gut darin, dass ich Hebel finde, die andere nicht finden können – weil sie erstens nicht dieselbe Übung darin haben als ich und sich zweitens neben dieser Aufgabe auch noch auf viele andere Aufgaben konzentrieren müssen. Mir macht es auch noch total Freude, mich da schwierigen Rätseln zu stellen, also freut es mich am meisten, wenn ich mit möglichst vielen und möglichst schwierigen dieser Rätsel „gefüttert“ werde. Dann ist mir geholfen weil ich eine spannende Aufgabe habe, und anderen ist geholfen, weil sie anhand der aufgezeigten „Hebel“ die Möglichkeit haben, ihre sozialen Systeme so zu gestalten, dass sie noch mehr im Sinne der sich darin bewegenden Akteure aufgebaut sind. Das spart oftmals Konflikte, Nerven, Zeit und Geld, und vor allem nicht nur einmalig, sondern auch nachhaltig, weil damit strukturelles Konfliktpotential aus sozialen Situationen herausgenommen wird.

Die Trennung von Arbeit und Einkommen

Unlängst war ich in Wien bei einer Konferenz, bei der einer der Sprecher einen schönen Satz prägte: „Die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts wird die Trennung von Arbeit und Einkommen.“ Ich glaube, dass er Recht hat, und ich möchte in den nächsten Monaten und Jahren zumindest auf individueller Ebene dorthin kommen. Ich arbeite nämlich an sich total gerne und habe Freude darin, etwas Konstruktives zu meinem Umfeld beizutragen. Wenn offensichtlich mein größter Wert für meine Umwelt im Finden dieser „Hebel“ besteht, ist es für mich der nächste logische Schritt, eine Form der Arbeit zu finden, in der ich im Sinne der Effizienz möglichst genau das zu dieser Welt beitragen kann was ich am besten kann. Und nicht notwendigerweise direkt abhängig davon eine nachhaltige Form des regelmäßigen Einkommens, die es mir ermöglicht, auch langfristig diesen Beitrag für diejenigen zu erbringen, die ihn brauchen können.

Die grobe Vision                                                   

Daher ist meine aktuelle Idee in der Umsetzung in etwa folgende: wer jemanden braucht, der ihm helfen kann, effiziente „Hebel“ in seinen sozialen Systemen aufzuspüren und sichtbar zu machen, darf mich gerne kontaktieren. Über eine passende Entschädigung ist dann jeweils zu verhandeln – wie weiter oben geschrieben möchte ich weg vom Stundenlohn und hin zu einer Lösungsorientierung, weswegen es beispielsweise interessant wäre, mit dem Kunden als Erstgespräch herauszufinden welchen Wert eine Lösung für ihn hätte (an Zeit, Geld, Nerven, …) und dann einen Anteil davon als Gegenleistung festzusetzen, falls ein befriedigender Hebel gefunden wird. Diese direkte Lösung widerspricht jedoch je nach Entfernung zum potentiellen Kunden möglicherweise etwas meinem Ziel der Ortsunabhängigkeit. Was mich zum nächsten Gedanken bringt:

Ich weiß zwar aus Erfahrung, dass ich sehr gut im Finden dieser „Hebel“ in sozialen Systemen bin, aber mich ständig zu kontaktieren und auch dafür zu bezahlen ist auf Dauer nicht unbedingt eine effiziente Lösung für Kunden, weil dadurch ja auch eine gewisse Abhängigkeit von mir entstehen kann. Mir ist klar, dass diese Abhängigkeit bzw. Gewohnheit für die meisten Unternehmen das höchste Ziel überhaupt darstellen und anzustreben ist, aber mein End-Ziel als Lehrer war immer die Unabhängigkeit der Schüler von mir, weswegen ich es hier auch gerne als End-Ziel einrichten würde.

Und dann ist mir die Idee gekommen, eine Art Plattform zu schaffen, in der genau die Fähigkeit, die ich ansonsten direkt anbieten würde, zum einen zu einem günstigeren Preis in Anspruch genommen werden und zum Anderen auch selbst geübt werden kann. Wer sich auf dieser Plattform bewegt, kann einerseits selbst seine Problemstellungen beschreiben, aber auch über die Problemstellungen und Lösungen anderer zu weiteren Erkenntnissen kommen. Ich würde dann auf jener Plattform ebenso präsent sein und beispielsweise bestimmte Maximal-Reaktionszeiten meinerseits garantieren. Anstatt also nur meine Perspektive zu gewinnen, würden Nutzer auch noch jene der anderen gewinnen, die sich mit dem Thema Gestaltung sozialer Systeme beschäftigen. Mit Hilfe eines regelmäßigen und leistbaren Mitgliedsbeitrages wäre dann die Aufrechterhaltung dieser Plattform und auch eine Trennung von Arbeit und Einkommen gewährleistet – und Nutzer hätten dann neben der Möglichkeit sich darin zu üben Hebel selbst zu entdecken auch noch die Sicherheit, beim Auftreten von Problemstellungen in ihren sozialen Systemen auf jemanden zurückgreifen zu können, der ihnen geeignete „Hebel“ aufzeigen kann.

Der eigentliche Wert dieser Plattform würde dann wohl weniger in ihrer technischen Umsetzung bestehen (obwohl ich auch in dieser Hinsicht gerade an einigen Ideen bastle die es so offenbar weltweit noch nicht gibt, die aber in sozialen Strukturen echt Sinn machen, wie den „sicheren Raum“, in dem man frei sprechen kann) sondern in ihrer Ausgestaltung als soziale System, für die ich mich wahrscheinlich stark an meine Vorerfahrungen als Gestalter von Lernorten orientieren werde (wird spannend welche Adaptionen für Online-Welten notwendig sein werden), sowie in ihren Mitgliedern und deren Fähigkeiten selbst. Das bedeutet es liegt auch zu einem Gutteil an euch, wie wertvoll dieses soziale System werden kann.

So, damit ist die Idee erst mal raus aus dem Kopf und in die Welt. Und damit möchte ich euch um Hilfe bitten, weil dies ein Projekt ist, dass mich als Einzelperson alleine möglicherweise auch mal überfordern wird: falls ihr selbst Interesse haben könnt, so ein Angebot zu nützen, oder jemanden kennt, der Interesse haben könnte, bitte macht sie darauf aufmerksam! Falls ihr dies alles lest und euch denkt „Was schreibt der Typ da, das wäre anders viel schlauer!“, bitte macht mich darauf aufmerksam. Ich rechne damit, im Laufe des Prozesses so manchen Fehler zu machen, das wird gar nicht anders gehen, aber man muss ja nicht unbedingt die offensichtlichsten machen. Realistischerweise wird sich auch am Grundkonzept noch mehrfach einiges ändern, aber es wird die nächsten Wochen/Monate Zeit für einen Prototyp, um nach all der Vorbereitungszeit endlich mal auch was ins Rollen zu bringen, Feedback zu bekommen und all das.

Danke dementsprechend für jegliche Rückmeldungen.

Niklas

P.S.: Nach derzeitigem Stand der Dinge werde ich die Inhalte der bisherigen zwei Blogs weiterhin zugänglich lassen und auch in unregelmäßigen Abständen weiter Erkenntnisse auf ihnen veröffentlichen, bis das Nachfolgeprojekt steht. Danach werde ich die beiden ursprünglichen Blogs in das neue Projekt überführen und dort weiter als eine Art laufende Reflektion veröffentlichen. Beide Blogs gemeinsam haben wohl mittlerweile bereits über 1000 A4-Seiten an Reflexionen, Geschichten usw. der letzten Jahre, und ich möchte gerne, dass die Erkenntnisse auch weiterhin frei zur Verfügung stehen. Möglicherweise werde ich mittelfristig einige der Konzepte die derzeit über mehrere Hundert Artikel verstreut sind in strukturierterer Form neu schreiben und als Bonus für zahlende Mitglieder zur Verfügung stellen – den Großteil davon findet man dann auch im Durchforsten der Archive, wer sich die Arbeit sparen will kann dann die strukturiertere Version lesen.

Portrait Niklas Baumgärtler

Niklas Baumgärtler

Niklas Baumgärtler interessiert sich für die Kunst der Begeisterung und macht gerne Wechsel- und Hebelwirkungen in Sozialen Systemen sicht- und erlebbar. Mehr über Niklas Baumgärtler...

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